22.November 2016
Junghundeerkrankungen
HD,ED und Bandscheibe
Leider oft zu spät erkannt...
Ja genau,ihr lest richtig. Das sind Junghundeerkrankungen. Diese Probleme bekommen
unsere Hunde nicht nur im Alter durch Verschleiß.
Meist treten sie im Alter vom 4. bis 10. Lebensmonat auf.
Das hat nichts mit dem Wachstum zu tun wenn Welpen ab und zu mal Lahmen und das
verwächst sich auch nicht.
Wenn Welpen unrund laufen oder sogar lahmen, wenn auch nur ab und zu, dann
wäre eine genauere Untersuchung angeraten.
Denn Krankheiten, die früh genug erkannt werden kann man wesentlich erfolgreicher
behandeln.
In diesem Artikel wollen wir uns zuerst einmal mit der HD beschäftigen
HD= Hüftgelenksdysplasie
Dysplasie heißt nichts anderes, als das irgendwas nicht zusammen passt, also
eine Fehlbildung vorhanden ist.
HD ist eine multifaktorielle Erkrankung. Sie wird also durch verschiedene Faktoren
begünstigt.
Im Falle der HD wird entweder der Oberschenkelkopf und/oder die Hüftgelenkspfanne nicht
richtig ausgebildet (abgeflacher, deformierter Femurkopf und/oder Acetabulum) und somit
passen die beiden nicht richtig ineinander oder die Bänder sind nicht straff genug und damit
die Verbindung zu locker oder aber auch häufig beides in Kombination.
Die HD wird in 5 Graden klassifiziert.
Von Grad 1 = kein Hinweis auf HD
bis Grad 5 = deutliche dysplastische Veränderungen (Luxation oder Subluxation) mit
deutlicher Abflachung des Acatabulums (Hüftgelenkspfanne) und Deformierung des
Femurkopfes (Oberschenkelkopf) mit arthrotischen Veränderungen.
In Folge dessen, das die beiden Teile nicht richtig zusammen passen kommt es zu einer
Instabilität und Reibung der Knochenteile aneinander. Dabei wird der Knorpel, der die
Knochen schützt, zerstört und es entsteht eine Entzündung im Gelenk.
Durch die Entzündung und dauerhafte Reibung der Knochenteile kommt es dann allmählich
zu einer Arthrose (Gelenkverschleiß). Beides ist schmerzhaft.
Bild HD Grad 4 mit Subluxation bei einem 9 Monate alten Labrador:
BILD HD Grad 3:
BILD GESUNDE HÜFTE HD Grad 1:
Aber woher kommt so eine Dysplasie denn..??
Leider ist das erblich bedingt, aber keine angeborene Fehlbildung. Die Veranlagung wird nur
durch verschiedene Faktoren begünstigt.
Eine falsche,zu energiereiche Ernährung z.B ein falsches Calcium-Phosphor-Verhältnis (zu
viel Phosphor) oder Überbelastung im Welpenalter, kann dazu führen, das die erbliche
Veranlagung zu einer HD schon früh Auswirkungen auf den Bewegungsapparat hat.
Die Fehlbildung ist also nicht angeboren, sondern erblich begünstigt und manifestiert sich im
Wachstum durch die verschiedenen oben genannten Faktoren.
Dabei können HD-freie Eltern leider auch Welpen mit einer Veranlagung für diese
Fehlbildung bekommen sowie Eltern die beide HD haben auch HD freie Welpen.
Diese Fehlbildung wurde zum ersten Mal beim Deutschen Schäferhund diagnostiziert.
Nun sind aber auch andere große, schnell wachsende Rassen betroffen wie z.B. der
Labrador, Golden Retriever,Rottweiler, Boxer, Berner Sennenhund usw.
Auch bei Katzen kann eine HD vorkommen. Hier sind hauptsächlich Main Coon betroffen.
Und woran erkenne ich jetzt ob mein junger Hund HD hat ???
Zuerst einmal deutet die Schwere der Probleme nicht auf den Schweregrad der Dysplasie
hin. Ein Hund mit wenig Symptomen kann schon eine deutliche Laxität (Lockerheit) der Hüfte
haben und ein Hund mit deutlichen Beschwerden kann röntgenologisch noch recht
unauffällig sein.
Hat mein junger Hund HD ????
Symptome:
-
wackeliger Gang bei Welpen im Wachstum
- plötzlicher Beginn
- spielen und springen nicht
- Probleme beim Aufstehen und Hinlegen
- Verkürzung der Schrittlänge (fällt kaum auf)
- vorne Trab,hinten Galopp
- Überkreuzen der Hintergliedmaßen
- durch die verminderte Hüftbewegung schwingt der Hund sein Becken
→ (Thorakolumbaler Twist)
- dann Entzündung/Arthritis mit deutlicher Lahmheit ab ca. 12 Lebensmonat
Ein guter Therapeut kann im Untersuchungsgang feststellen, ob mit dem Hüftgelenk
etwas nicht in Ordnung ist.
Beim Testen der Hintergliedmaße wird auffallen, das das Hüftgelenk in der
Extension (Streckung), Adduktion (zur Körperachse hin) und der Innenrotation
eingeschränkt ist.
Wenn dann der Verdacht auf eine HD vorliegt wird der Hund zum Abklären wahrscheinlich
erst einmal zum Röntgen geschickt.
Dazu wird der Hund auf dem Rücken gelagert, dann werden seine Hinterläufe mit einem Griff
an den Knien gestreckt und die Gliedmaßen nach innen eingedreht. Das ist nicht angenehm
für den Hund und deshalb muss er für diese Untersuchung sediert werden.
Alle anderen Arten (nur gestreckt und /oder am nicht sedierten Hund) sind leider nicht
aussagekräftig und könnten ein falsches Bild über den Gesundheitszustand liefern.
Welche Therapiemöglichkeiten habe ich denn dann ???
Im Anfangsstadium haben wir die Möglichkeit einer konservativen (ohne OP) Behandlung
durch:
-
Physiotherapie
-
Osteopathie
-
Blutegeltherapie
-
Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente
-
Futterzusätze
-
Homöopathie
Oft ist, im Frühstadium, eine konservative Behandlung sehr erfolgreich.
Wenn die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist oder der Hund auf konservative
Behandlungsmethoden nicht anspricht haben wir verschiedene Operationsmöglichkeiten:
-
Symphysiodese (Verödung der Beckensymphyse vor dem 4. Lebensmonat)
- Beckenosteotomie (Umstellung der Beckenknochen)
- Resektion (Entfernung) des Femurkopfes (bis 30 kg)
- Pektinektomie (durchtrennen des Pectineus-Muskels)
- TEP (Prothese/künstliches Hüftgelenk)
- Goldakupunktur (bitte keine Goldimplantate!!!)
Wenn Ihr genauere Informationen zu den verschiedenen konservativen
Therapiemöglichkeiten wünscht, könnt ihr mich gerne kontaktieren.
Wer mehr Informationen zu den verschiedenen OP-Möglichkeiten haben möchte,
wende sich bitte an seinen Tierarzt bzw. Tierklinik. Diese sind in dem Fall die kompetenteren
Ansprechpartner.
Bis bald und immer gesunde, glückliche Tiere,
Eure Stephie